Der Chief Restructuring Officer (CRO) ist angesichts schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in aller Munde und „in aller Profile“. Ein Blick auf LinkedIn genügt, um festzustellen, dass sich in den dortigen Profilen viele CFOs mittlerweile auch zu CROs transformiert haben.  

Was sind die Treiber für die Entwicklung des österreichischen CRO-Marktes, und wie groß ist dieser Markt überhaupt? Welche Anforderungen werden an einen CRO gestellt, und wie finde ich einen passenden CRO? 

Treiber für die Entwicklung des CRO-Marktes 

Es ist unzweifelhaft, dass in Europa und insbesondere in Österreich die Herausforderungen vor allem für jene Unternehmen, die auf internationalen Märkten tätig sind, massiv gestiegen sind: Deutliche Personalkosten- und Energiekostensteigerungen bei gleichzeitig schwächelnder Nachfrage führen zu vielfach eklatanten Ertragsrückgängen, und in einigen Fällen auch zu herben Verlusten. Dennoch zeigt sich in der aktuellen Krise, wie auch in der Vergangenheit: Nicht alle Unternehmen einer Branche sind stark betroffen, und nicht alle Firmen geraten in die Krise.  

Warum entstehen eigentlich Restrukturierungsfälle? Es lassen sich sechs Krisenursachen herausarbeiten: 

Quelle: Management Factory Corporate Advisory GmbH 

Wir bei der Management Factory sind bereits 2018, anlässlich der 100. erfolgreichen Sanierung  zu dem Schluss gekommen, dass meist die „hausgemachten“ Faktoren den Unterschied machen: 

  1. Mangelnde strategische Führung: Die objektive, kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Marktpositionierung in Relation zu den Marktentwicklungen, dem Mitbewerb und den notwendigen Ressourcen kommt oft zu kurz. Es ist leichter und bequemer, am Bestehenden festzuhalten, als Optionen für die künftige strategische Positionierung solide auszuarbeiten und kritisch zu bewerten. 
  1. Umsetzungsschwäche in Unternehmen: Das Erkennen von Handlungsnotwendigkeiten reicht nicht aus – erst aus der konsequenten Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen resultieren Ergebnisverbesserungen.  

Die übrigen vier Faktoren stellen meist alle Unternehmen einer Branche vor dieselben Herausforderungen: 

  1. Die Digitalisierung und zunehmend auch die Künstliche Intelligenz gefährden klassische Geschäftsmodelle. 
  1. Suboptimale Finanzierungsstrukturen müssen erkannt und zeitgerecht angepasst werden, um dem Unternehmen Liquiditätskrisen und Restrukturierungen zu ersparen. 
  1. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften wird in den nächsten Jahrzehnten ein Dauerbrenner bleiben, weil geburtenschwache Jahrgänge nachrücken und weniger Berufstätige Vollzeit beschäftigt sein werden. 
  1. Die Wahrscheinlichkeit disruptiver exogener Einflüsse wie Kriege, Pandemien oder Embargos nimmt leider zu. 

Trotz substanzieller Anstrengungen kann somit immer der Fall eintreten, dass ein Unternehmen in Schieflage gerät. Eine solche Situation sollte als Chance verstanden werden, um „dicke Bretter zu bohren“. Die meisten Stakeholder sind in einer solchen Phase bereit, das bestehende Set-Up des Unternehmens ernsthaft zu hinterfragen und Veränderungen zur Zukunftssicherung zu unterstützen. So werden Veränderungen möglich, die zuvor als nicht umsetzbar galten. Diese Chance muss beim Schopf gepackt werden, denn andernfalls droht ein „Too little, too late“, falls nur wenig ambitionierte Maßnahmen umgesetzt werden, die nicht die erforderlichen nachhaltigen Verbesserungen generieren.  

Wann kommt ein CRO zum Einsatz? 

Ein Chief Restructuring Officer (CRO) kommt dann zum Einsatz, wenn das Vertrauen in die Krisenbewältigung durch die bestehende Geschäftsleitung sinkt und/oder wenn der Druck durch externe Stakeholder zunimmt: 

Interessant ist, dass 83 Prozent der CROs mit der Bewältigung einer Phase der Liquiditätskrise konfrontiert sind. Das deutet darauf hin, dass der oder die CRO in der ersten Führungsebene tätig ist und die umfassende Liquiditätsteuerung zu den Kernaufgaben zählt. 

In Österreich gibt es jährlich 50 bis 100 CRO-Mandate 

10 bis 12 Prozent der Interim Management-Projekte sind General Management- oder Geschäftsführungsfunktionen „mit Restrukturierung“ bzw. „Restrukturierung/Sanierung/insolvenznah“. Das zeigen Marktumfragen aus dem Jahr 2024, die von Interessensvertretungen von Interim Manager:innen wie AIMP und DDIM durchgeführt wurden.

Wir von der Management Factory schätzen mit Blick auf Österreich, dass 5 bis 10 Prozent der 1.000 Interim Management-Mandate in Österreich CRO-Projekte sind, das würde hierzulande rund 50 bis 100 CRO-Mandaten pro Jahr entsprechen. Bei dieser Schätzung gehen wir davon aus, dass man unter einer CRO-Funktion eine operative Führungsfunktion mit Organstellung versteht, dass also der oder die CRO die notwendigen Entscheidungen eigenständig treffen und umsetzen kann.  

Welche fachlichen und persönlichen Anforderungen werden an einen CRO gestellt? 

Ein Blick in die einschlägige Literatur fördert lange Listen an Eigenschaften und Fähigkeiten zutage, die ein CRO scheinbar beherrschen muss. Solche Listen sind nach unserem Dafürhalten lebensfremd. Bei der Management Factory ziehen wir es vor, bei den aus unseren Erfahrungen erforderlichen persönlichen und fachlichen Eigenschaften in ein „Pflichtprogramm“ und in eine „Kür“ zu unterscheiden. 

Das Pflichtprogramm: 

Quelle: Management Factory Corporate Advisory GmbH 

Über das Pflichtprogramm hinaus ergeben sich die besonderen Anforderungen daraus, dass die jeweilige Führungskraft – auch in großen und komplexen Organisationen – den Überblick faktenbasiert bewahrt und rasch fundierte Entscheidungen treffen kann. 

Die Anforderungen für die „Kür“: 

Quelle: Management Factory Corporate Advisory GmbH 

Wie finde ich die richtige CRO-Persönlichkeit? 

Die entscheidende Frage für Unternehmen in der Krise ist, wie Sie rasch die richtige CRO-Persönlichkeit finden können. Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die wichtigsten Schritte: 

Quelle: Management Factory Corporate Advisory GmbH 

Was wir mit der „Drei-Minuten-Regel“ meinen? Wenn ein:e Kandidat:in für ein Interim Management-Mandat in drei Minuten nicht glaubhaft darlegen kann, welchen Mehrwert er bzw. sie für das jeweilige Unternehmen bringt, dann ist diese:r Manager:in wahrscheinlich nicht die beste Wahl. 

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Phasen der Auswahl und Vorbereitung beeinflussen nicht nur, ob die Entscheidung auf die richtige Person fällt, sondern auch, ob der oder die jeweilige Manager:in wohlinformiert und gut vorbereitet starten kann – was letzten Endes mitentscheidet, ob das CRO-Mandat erfolgreich durchgeführt werden kann. 

Management Factory als Teil der Valtus Gruppe hat in den vergangenen 20 Jahren über 100 Restrukturierungen erfolgreich begleitet, häufig auch in CRO-Funktionen. Offizielle Referenzen in diesem Bereich stammen von namhaften Unternehmen wie zum Beispiel Secop, Trenkwalder, Voglauer, SAG, Emco, Fischer Sports, Mayr-Melnhof Holz und Zumtobel. Diese langjährige Erfahrung bedeutet, dass wir einen praxiserprobten Blick für die Prioritäten einer CRO-Aufgabe haben und die besten verfügbaren Manager:innen zum Einsatz bringen können. 

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