Martin Schwarzböck meint in seinem Restrukturierungstipp, dass es ohne klare Sicht auf die Dinge schwer sei, in die richtige Richtung zu lenken und Prioritäten zielgerichtet zu setzen.
In der Restrukturierung hat die Sicherstellung ausreichender Liquidität oberste Priorität – auch während eines Insolvenzverfahrens ist sie die zentrale kurzfristige Steuerungsgröße. Die sehr kurzfristige Liquidität ist auch ohne ausgeprägtes Rechnungswesen schonungslos auf den Bankkonten und frei verfügbaren Kontenrahmen ersichtlich.
Für eine fundierte Planung der Liquidität der nächsten Wochen und Monate ist jedoch eine kurzfristige Liquiditätsplanung auf Wochenbasis unerlässlich.
Gleichzeitig ist es mittelfristig genau so bedeutend, die Profitabilität des Unternehmens rasch wiederherzustellen und zu sichern. Zur Messung der Profitabilität braucht es ein funktionierendes Rechnungswesen.
Gefahr bei Personalengpässen:
Gerät das Rechnungswesen ins Wanken – etwa durch plötzliche Personalabgänge – muss schnell gehandelt werden, um nicht in einen Blindflug zu geraten. Interim Manager:innen werden daher in Krisensituationen oft im Bereich Finanzen eingesetzt, um Stabilität und Steuerungsfähigkeit zu gewährleisten.
Worauf es ankommt:
- Liquidität: Die Zahlungsein- aus -ausgänge müssen zeitnah verbucht werden, um auf Basis der IST-Werte eine plausible Planung auf Wochenbasis erstellen zu können.
- Profitabilität zeitnah und periodengenau ermitteln: Abgrenzungsbuchungen und aussagekräftige Zwischenbilanzen sind unterjährig – idealerweise monatlich – unverzichtbar. Produzierende Unternehmen sollten auch Zwischeninventuren durchführen, vor allem bei suboptimalen Prozessen im Lager und Materialmanagement.
- Eigenkapitalquote: Verluste mindern, Gewinne stärken das Eigenkapital. Bei negativem Eigenkapital kann eine positive Fortbestehensprognose eine insolvenzrechtliche Überschuldung (§ 67 IO) abwenden. Dennoch führt zu wenig Eigenkapital zu einem schlechten Rating und beeinflusst wiederum Kreditlimits von Lieferanten und Kreditversicherern sowie Finanzierungsmöglichkeiten wie Leasing, Factoring und Kreditlinien bei Banken und daher die Liquidität.
Ein guter Überblick zählt:
Kurze, einseitige Finanzberichte mit stark aggregierten Darstellungen von GuV, Cashflow-Statement und Bilanz helfen, die wesentlichen Steuerungsgrößen – Liquidität, Ertrag und Eigenkapitalquote – stets im Blick zu behalten.
Zusätzliche Finanzkennzahlen wie Auftragseingang, Auftragsbestand oder die Altersstruktur von Lieferantenverbindlichkeiten und Kundenforderungen bieten wertvolle Einblicke. Gerade die Altersstruktur der Kundenforderungen spiegelt oft die Qualität der Produkte, der Fakturierung, des Mahnwesens und der Reklamationsbearbeitung gut wider.
Fazit:
Ein stabiles Rechnungswesen und verlässliche Finanzkennzahlen sind essenziell für den Erfolg in der Restrukturierung. Sie schaffen die notwendige Klarheit – auch bei schwierigen Bedingungen.