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Nachfolge in Familienunternehmen: Interim Management als Schlüssel zum Erfolg

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Familienunternehmen stellen in Österreich wie auch in Deutschland das Rückgrat der Wirtschaft dar. In beiden Ländern machen sie den überwiegenden Teil der Betriebe aus, sie prägen die regionale Wirtschaftsentwicklung und sind zentrale Arbeitgeber. In Deutschland gelten rund 90 % aller Unternehmen als Familienunternehmen, in Österreich sind es etwa 88 %. Dabei reicht das Spektrum von kleinen Handwerksbetrieben über mittelständische Industriefirmen bis hin zu international erfolgreichen Konzernen wie Henkel, Porsche oder Red Bull. Auch sie sind trotz globaler Ausrichtung nach wie vor in Familienhand. Die volkswirtschaftliche Bedeutung ist enorm: Familienunternehmen sichern Millionen Arbeitsplätze, erwirtschaften in Deutschland mehr als 50 % des Bruttoinlandsprodukts und stellen rund 60 % aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze. In Österreich ist das Bild ähnlich: Über 70 % der Lehrlinge werden in Familienunternehmen ausgebildet, was ihre Rolle für die Fachkräftesicherung unterstreicht.

Auch in der Schweiz ist das Bild ähnlich, es gibt jedoch ein paar Besonderheiten. So bestehen auf Kantons-Ebene einige Förderprogramme, die maßgeschneiderte Lösungen zur Unternehmensnachfolge ermöglichen. Außerdem hat durch die noch stärker KMU geprägte Wirtschaft (99% aller Betriebe!) das Unternehmertum ein positiveres Ansehen in der Bevölkerung, sodass eine Unternehmerlaufbahn attraktiver erscheint als in Österreich oder Deutschland.

Die demographische Herausforderung

Mit der demographischen Entwicklung rückt die Unternehmensnachfolge zunehmend in den Fokus. Viele Eigentümer:innen, die in den 1970er- und 1980er-Jahren gegründet oder den Betrieb von ihren Eltern übernommen haben, erreichen nun das Pensionsalter. Studien zeigen, dass in Deutschland bis 2026 etwa 190.000 Familienunternehmen eine Nachfolge regeln müssen. In Österreich stehen schätzungsweise rund 5.000 bis 6.000 Betriebe jährlich vor einer Übergabe. Das zentrale Problem: Für viele Unternehmen findet sich kein geeigneter Nachfolger oder keine geeignete Nachfolgerin. Laut dem Nachfolge-Monitoring der Förderbank KfW berichten etwa 40 % der Unternehmer in Deutschland, dass sie Schwierigkeiten haben, einen Nachfolger zu finden. In Österreich sind es nach Angaben der Wirtschaftskammer etwas weniger, nämlich knapp ein Drittel.

Ursachen für die Nachfolgelücke

Die Gründe für das Fehlen geeigneter Nachfolgerinnen und Nachfolger sind vielfältig:

  1. Sinkende Attraktivität der Selbständigkeit: Jüngere Generationen streben häufiger nach sicheren Anstellungen im öffentlichen Dienst oder in internationalen Konzernen, anstatt die unternehmerische Verantwortung in einem Familienbetrieb zu übernehmen.
  2. Strukturelle Veränderungen: Viele Familienbetriebe sind in Branchen tätig, die durch Globalisierung und Digitalisierung einem hohen Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind. Das Risiko, diese Betriebe erfolgreich in die Zukunft zu führen, schätzen viele potenzielle Nachfolger als zu hoch ein.
  3. Finanzielle Belastungen: Die Unternehmensnachfolge wurde steuerlich zwar erleichtert, beispielsweise durch eine Reform der Erbschaftsteuer in Deutschland oder Begünstigungen bei der Betriebsübergabe in Österreich. Dennoch bleibt die Finanzierung einer Übernahme komplex. Die Volatilität an den Finanz- und Equitymärkten verstärkt den Druck zusätzlich.
  4. Demographische Engpässe: Da weniger junge Menschen „nachkommen“, schrumpft alleine schon rechnerisch die Zahl der potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolger.

Einzig die Tatsache, dass es für immer mehr weibliche Nachfahren möglich wird, einerseits selbst zu gründen oder andererseits elterliche Betriebe zu übernehmen, wirkt dieser Tendenz entgegen. Selbst regelmäßige Fernsehshows und Berichterstattungen in den Medien über Start-Up Gründungen haben keine merklichen positiven Auswirkungen oder gar einen spürbaren Hype für den Beginn einer Unternehmer-Karriere gebracht.

Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft

Die fehlende Nachfolge hat gravierende Folgen:

  • Stilllegungen: In Deutschland drohen jedes Jahr mehrere tausend Betriebe ersatzlos geschlossen zu werden, weil sich kein Nachfolger findet. In Österreich geht man von 1.000 bis 1.500 Betrieben jährlich aus.
  • Beschäftigungsverluste: Die Schließung eines Familienunternehmens bedeutet nicht nur den Verlust unternehmerischer Tradition, sondern auch den Wegfall von Arbeits- und Ausbildungsplätzen.
  • Verlust von Know-how: Familienunternehmen verfügen häufig über spezielles technisches Wissen, über langjährige Kundenbeziehungen und über Nischenprodukte. Wird dieses Know-how nicht weitergegeben, geht es unwiederbringlich verloren.
  • Strukturschwäche im ländlichen Raum: Gerade in Regionen außerhalb der Ballungszentren sind Familienbetriebe zentrale Arbeitgeber und nehmen oft eine wichtige Rolle in der sozio-kulturellen Entwicklung der Kommunen wahr.

Lösungsansätze und Perspektiven

Um die Nachfolgelücke zu schließen, sind verschiedene Ansätze erforderlich:

  1. Frühzeitige Nachfolgeplanung: Expert:innen empfehlen, die Übergabe mindestens 5 bis 10 Jahre im Voraus zu planen. Dazu gehören klare Regelungen innerhalb der Familie, die Einbindung externer Berater:innen und die Vorbereitung möglicher Management-Buy-Ins oder Management-Buy-Outs.
  2. Förderung durch Politik und Kammern: Sowohl in Deutschland als auch in Österreich gibt es Förderprogramme, Beratungsstellen und finanzielle Unterstützung. Die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) betreibt zum Beispiel eigene Nachfolgebörsen. In Deutschland bietet die Förderbank KfW Nachfolgekredite mit günstigen Konditionen.
  3. Imagewandel Unternehmertum: Die Attraktivität des Unternehmertums muss gestärkt werden. Familienbetriebe bieten häufig Gestaltungsspielräume, flache Hierarchien und langfristige Perspektiven – ein Argument, das stärker kommuniziert werden muss.
  4. Öffnung für externe Manager:innen und Investor:innen: Wenn fremde Führungskräfte (Management-Buy-In) oder Mitarbeitende aus dem Betrieb (Management-Buy-Out) oder Private-Equity-Gesellschaften ein Familienunternehmen übernehmen, dann darf das nicht als Makel in der Familiengeschichte betrachtet werden. Wer sagt, dass es erstrebenswert ist, ein Unternehmen für immer und ewig „in der Familie“ zu behalten?
  5. Interim Management: Durch die Hinzunahme von Interim-Management-Ansätzen können qualitativ bessere Übergaben bewerkstelligt werden. Dadurch sinkt mittel- und langfristig die Zurückhaltung bei derartigen Transformationen, da diese professionell organisiert und begleitet werden.

Interim Management Backed Succession (IMBS)

Eine systemische Lösung bietet die Unternehmensnachfolge mit Hilfe von Interim Management. Gerade wenn die Übergabe eines Familienunternehmens ansteht, spielen rationale Überlegungen eine Rolle, es gehen aber auch oft die Emotionen hoch. Professionelles Interim Management kann auf beiden Ebenen entscheidende Vorteile bieten. ASK Management hat deshalb die „Interim Management Backed Succession“ (IMBS) entwickelt, ein neues Modell zur professionalisierten Unternehmens-Transition. Dabei gibt es idealtypisch zwei Anwendungsfälle gibt:

a) Unternehmensnachfolge in der Familie

b) Unternehmensnachfolge durch Verkauf

In beiden Fällen gilt: Unternehmensnachfolgen sind komplexe Transaktionen. Sie bestehen immer aus einem finanziellen und einem kulturellen Teil. Der finanzielle Teil ist meist analytisch lösbar und umfasst Themen wie Unternehmensbewertung, Business Planning und Gesellschaftsrecht. Der kulturelle Teil ist hingegen oft emotional und beinhaltet unausgesprochene Erwartungen, Traditionsdenken und Familienhierarchien.

Der Grundgedanke von Interim Management Backed Succession (IMBS) besteht darin, dass eine Weitergabe von Unternehmen oder von Anteilen daran meist eine längere Zeit benötigt. Dieser Prozess ist also nicht auf den Zeitpunkt der physischen Anteilsübertragung oder Amtsübergabe beschränkt. Um daraus für Übergebende und Übernehmende gleichermaßen eine Erfolgsgeschichte zu machen, sollte eine Unternehmensnachfolge langfristig vorbereitet und begleitet werden. Wird die Übergabezeit zu kurz, ist sie oft nicht ausreichend durchdacht, und die Gefahr eines schalen Nachgeschmacks oder gar von Frustration besteht. Welche Rolle will die nächste Genration übernehmen? Was möchte sie anders oder nicht mehr machen? Wie viel Abgrenzung zur Vergangenheit will man sich erlauben? Gibt es eine neue Strategie und wie wird diese kommuniziert?

Das alles sind äußerst wichtige Fragen, die über eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge entscheiden können. Diese Fragen parallel zum Tagesgeschäft und in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten zu bewältigen, ist eine große Herausforderung.

Zudem sind erfolgreiche Eigentümer nicht unbedingt immer die besten Mediatoren und Kommunikatoren. Aber genau das braucht es in einem Transformationsprozess. Deshalb macht es auch hier Sinn, wie in vielen anderen Bereichen der Unternehmensführung, sich professionell unterstützen zu lassen. Das ist an sich nichts Neues. Neu ist aber unser Zugang, Eigentümer:innen in dieser Phase durch Interim Management zu unterstützen, freizuspielen und gleichzeitig externes Management-Know how ins Unternehmen einfließen zu lassen. Spezialisierte Akteure wie ASK Management und Management Factory übernehmen dabei zentrale Rollen: von der Projektdefinition über die Auswahl passender Interim Manager:innen bis hin zur Projektbegleitung, Mediation und Steuerung. So kann ASK Management die Organisation und Beratung des Übergabeprozesses steuern, während gleichzeitig Management Factory für eine bestimmte Zeit den oder die Interim CEO, Interim Co-CEO, Interim CFO oder auch Interim COO zur Verfügung stellt. Gleichzeitig profitieren Unternehmen vom Know-how aus einem internationalen Netzwerk erfahrener Führungskräfte. Dies erleichtert den Nachfolgeprozess in beiden Fällen: Sollte die Nachfolge innerhalb der Familie geregelt werden, so kann der Nachfolger oder die Nachfolgerin schrittweise an die Führungsverantwortung herangeführt werden. Ist ein Verkauf des Unternehmens angedacht, so erhöht ein professionelles externes Management gewöhnlich den Verkaufspreis.

Im Fall eines Verkaufs gilt: Für viele Erwerber:innen stellt eine auf den Eigentümer oder die Eigentümerin zugeschnittene Organisation ein erhebliches Transaktionsrisiko dar, welches den Kaufpreis mindert. Für Verkäufe ist der Aufbau einer von Eigentümer:innen unabhängigen Organisation, das Management des kulturellen Wandels sowie die Priorisierung neuer Ziele entscheidend. Die Alt-Eigentümer:innen müssen irgendwann aus dem operativen Geschäft ausscheiden. Das Gefühl, „den Schlüssel an einen Fremden zu übergeben“, ist für viele jedoch abschreckend, schließlich geht es häufig um ein Lebenswerk. Offenheit, Abgabe von Entscheidungsverantwortung und transparente Kommunikation erweisen sich als Schlüssel zum Erfolg. Durch den Einsatz von Interim Management kann die notwendige Neuorientierung des Unternehmens gestaltet und so der Übergabewert gesteigert werden.

Aber auch eine Übergabe in der Familie ist nicht einfach, brauchen Vertrauen und auch Reife doch Zeit. Im Familienkontext stehen klare Rollendefinitionen für die nächste Generation im Fokus. Es braucht eine strategische Roadmap sowie eine offene Kommunikation über Veränderungen.

Egal ob Verkauf oder Übergabe in der Familie: In beide Fällen hilft Interim Management Backed Succession (IMBS) dabei, eine für beide Seiten gute Lösung zu finden und umzusetzen. Die Vergütung erfolgt modular: Beratungsleistungen, Projektdurchführung und gegebenenfalls Organfunktionen werden individuell vereinbart; Interim Manager:innen werden nach Aufwand gemäß bestehender Gebührenstrukturen vergütet. Und diese Investition lohnt sich: Externe Begleitung sorgt nicht nur für einen strukturierten Ablauf der Übergabe oder des Verkaufs, sondern steigert oft auch den Wert des Unternehmens, da die Fortführung in neuem Rahmen auf ein solides Fundament gestellt wird.

Fazit

Familienunternehmen in Österreich und Deutschland stehen vor einem historischen Generationswechsel. Während sie in den letzten Jahrzehnten Stabilität, Innovation und Beschäftigung sichern konnten, droht nun eine Lücke: Zahlreiche Unternehmer möchten ihren Betrieb aus Altersgründen übergeben, doch ad hoc fehlt es an geeigneten Nachfolgerinnen und Nachfolgern.

Diese Entwicklung stellt nicht nur die betroffenen Familien vor große Herausforderungen, sondern auch die Volkswirtschaft insgesamt. Denn jeder nicht geregelte Übergang gefährdet Arbeitsplätze, Innovationskraft und die Stabilität regionaler Wirtschaftsstrukturen.

Umso dringlicher ist es, das Thema Unternehmensnachfolge politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich stärker in den Vordergrund zu rücken. Familienunternehmen sind und bleiben das Rückgrat der Wirtschaft. Dafür braucht es die nächste Generation oder neue Wege der Übergabe. Durch innovative Ansätze wie Interim Management Backed Succession (IMBS) kann dies unterstützt werden.

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Details zur Zusammenarbeit von Axel Kühners ASK Management und Management Factory beim Thema Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen finden Sie hier:

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