Zum 23. Mal lud die International Association of Controllers (ICV) zur Controlling Insights Steyr an den Campus der FH OÖ. Die Veranstaltung bot Controllern und Manager:innen Gelegenheit, Strategien und Wege zu diskutieren, wie sich Unternehmen in einem wirtschaftlichen Umfeld behaupten können, das von einer Flut an Gewinnwarnungen, Kündigungen und Insolvenzen ehemaliger Paradebetriebe geprägt ist.
Das Motto „Business Performance durch Controlling Exzellenz“ beleuchtet die aktuellen Herausforderungen und Chancen in einem turbulenten wirtschaftlichen Umfeld.
Dabei stehen drei prägende Megatrends im Fokus:
- Künstliche Intelligenz
- Klimawandel/Nachhaltigkeit
- Globaler Standortwettbewerb
Gemeinsam wollen wir Wege finden, diese Entwicklungen aktiv zu gestalten und unsere Unternehmen zukunftssicher zu machen. Ein abwechslungsreiches Programm und wertvolle Impulse für Ihre Unternehmenssteuerung wurde hierbei geboten.
Es braucht entschlossenen Handeln
FH-Prof. Dr. Heimo Losbichler, Vorstandsvorsitzender des ICV, eröffnete die Tagung mit einem nüchternen Blick auf die aktuelle Herausforderung:
Österreich als Spitzenreiter in der
Steigerung der Lohnstückkosten und Schlusslicht in der Steigerung der Produktivität, teure
Energie, Regulierung, politische Unsicherheiten (eine noch-nicht Regierung in Österreich, eine
nicht-mehr Regierung in Deutschland, eine sich erst formierende EU-Kommission und wenig
verheißungsvolle Ankündigungen des neuen US-Präsidenten) sowie Herausforderungen
durch globale Machtverschiebungen. „Wir stehen vor langfristigen strukturellen
Herausforderungen, die weit über die konjunkturelle Delle hinausgehen“, so Losbichler in
seiner Eröffnungsrede. Mit einem Blick auf die damals darniederliegende Schweizer
Uhrenindustrie und die daraus entstandene Erfolgsgeschichte von Swatch verwies er auf die
Möglichkeiten, auch am Standort Europa erfolgreich zu sein. Swatch stemmte sich am
Hochlohnstandort Schweiz erfolgreich gegen Fernost-Konkurrenz im Billig-Preis-Segment.
Nikolas Hayek, Vater des Erfolgs, machte nicht die hohen Schweizer Löhne, sondern
schlechtes Management und fehlenden Kampfgeist für die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit
verantwortlich.
Höhepunkte des Programms
In seiner Keynote „Wege aus der wirtschaftlichen Stagnation“ begeisterte Univ.-Prof. Dr.
Gabriel Felbermayr mit messerscharfen, wenn auch wenig erfreulichen Analysen zur
Wettbewerbsfähigkeit Europas im Vergleich zu USA und China bzw. Vergleichen zwischen
Deutschland und Österreich. Im Anschluss analysierte Prof. Dr. Walter Feichtinger, Präsident
des Center für Strategische Analysen, in seinem Vortrag mit dem Titel „Welt aus den Fugen -
wo bleibt Europa?“ die geopolitische Lage und forderte eine stärkere Handlungsfähigkeit Europas. Besonders motivierend war der Vortrag „Nachhaltigkeit als Chance und nicht als Bürde“ von Ralph Tiebel, der Einblicke in die Transformation der Siemens Energy und das durch Nachhaltigkeit getriebene Wachstum gab. Ein weiterer Höhepunkt war die weltweit
renommierte Microsoft-Expertin Leila Gharani, die eindrucksvoll zeigte, wie KI in Excel und
C hatGPT Controller:innen im Alltag entlasten können.
Der ICV-Newcomer Award für die beste Abschlussarbeit im deutschsprachigen Hochschulraum ging an Annalena Beuchel (WHU) für ihre Masterarbeit zum Thema Planung
in der VUCA-Welt, die in Zusammenarbeit mit der Henkel AG erstellt wurde.
Der fachliche Abschluss war dem Thema Restrukturierung gewidmet. Unser Partner Gerhard Wüest gab dazu wertvolle Tipps aus der Erfahrung von mehr als 140 Fällen.
In einem 45-minütigen Vortrag thematisiert er folgende Kernpunkte:
- Frühe Trennungen von wettbewerbsschwachen Geschäftsfeldern sind oft attraktiver, als jahrelang auf deren Verbesserung zu setzen.
- Wettbewerbsstarke Geschäftsfelder hingegen sollten durch organisches Wachstum, strategische Zukäufe und Geschäftsmodellinnovationen gestärkt werden.
- Krisen als Motivator: Wirtschaftliche Bedrohungen erhöhen die Veränderungsbereitschaft und ermöglichen schnelle, tiefgreifende Veränderungen.
Das emotionale Highlight bildet der Abschluss mit Olympiasiegerin Michaela Dorfmeister und ihren Blick auf Erfolg durch Leidenschaft und Ausdauer.
Resümee
Die Vorträge und Diskussionen zeigten, dass es allerhöchste Zeit ist zu handeln:
Für Europa,
für Österreich, für jedes Unternehmen und für jeden einzelnen von uns.
„Wer keinen ernstzunehmenden Plan hat, erfüllt die Pläne anderer! Während China Zukunftsindustrien strategisch besetzt, diskutieren wir in der EU die Vereinheitlichung der Sommerzeit. Wir
müssen endlich in die Gänge kommen, denn die sogenannte Wendezeit darf nicht zur Endzeit
werden“,
so der Gastgeber FH-Prof. Losbichler in seinem Abschlussplädoyer.
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