Die Veranstaltung der Management Factory lockte 170 Gäste ins Palais Berg in Wien.

Die Management Factory ist seit rund einem Jahr Teil der französischen Valtus-Gruppe, dem europäischen Marktführer im Executive Interim Management. Das wurde Anfang Oktober bei einem stimmungsvollen Kunden-Event im Palais Berg in Wien gefeiert. Neben unseren Kunden, Partnern und Mitarbeiter:innen war auch die Valtus Group prominent vertreten: CEO Philippe Soullier war der Einladung ebenso gefolgt wie Björn Henriksson, CEO der schwedischen Valtus-Tochter Nordic Interim.

Thomas Tschol und Reinhold Pfeifer, Geschäftsführer der Management Factory, leiteten den Abend mit Erich Kästner ein: „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.“ Gerade bei Restrukturierungen, Vakanz-Überbrückungen und Transformationen sind Interim Manager:innen oft schneller, umsetzungsstärker und produktiver als Berater:innen. Es gehe darum, Verantwortung zu übernehmen und gute Konzepte auch tatsächlich umzusetzen.

In der folgenden Podiumsdiskussion stand das Thema Arbeitskräftemangel im Mittelpunkt.

V.l.n.r.: Markus Marterbauer (AK), Axel Kühner (CEO Greiner), Verhaltensökonom Gerhard Fehr (FehrAdvice & Partners AG), Claudia Beermann (CFO iSi Automotive), Silvia Geier (COO Instahelp) sowie Gerhard Wüest (Partner Management Factory) diskutierten am Podium.

Arbeitskräftemangel

„Zwei von drei Unternehmen, die aktuell Beschäftigte suchen, können die Stellen nicht adäquat besetzen“, eröffnete Gerhard Wüest, Gründungspartner der Management Factory, die Diskussion. Die Folgen eines langanhaltenden Arbeitskräftemangels sah Gerhard Fehr kritisch: „Wir werden in den nächsten 20 bis 25 Jahren Probleme haben, die wir uns gar nicht vorstellen können. Damit wir unseren Wohlstand halten können, brauchen wir völlig neue Ideen.“ Markus Marterbauer, Chefökonom der Arbeiterkammer Wien, war hingegen angesichts der zunehmend stärkeren Verhandlungsposition der Arbeitnehmer:innen guter Dinge: „Arbeitskräfteknappheit ist das Beste, was uns passieren kann.“

Verhaltensökonom Gerhard Fehr von FehrAdvice & Partners forderte „neue Ideen“, um den Wohlstand angesichts schrumpfender Beschäftigtenzahlen halten zu können.

Total Factor Productivity

Wenn die Arbeitnehmer:innen zunehmend eine Wochenarbeitszeit von 30 – 35 Stunden anstreben, dann ist diese Forderung ohne Wohlstandsverlust am einfachsten umsetzbar, wenn parallel zur Arbeitszeitreduktion die Produktivität erhöht werden kann. Im Laufe des Abends wurden von den Diskutant:innen sieben Hauptansatzpunkte für eine Erhöhung der Total Factor Productivity herausgearbeitet: Bildung, gutes Management, Flexibilität, Diversität, Automatisierung, Gesundheitsvorsorge und Reduktion der Bürokratie.

Leistungsbereitschaft

Dass die Arbeitskräfte jedenfalls nicht fehlen, weil die Menschen nicht leistungsbereit wären, betonten mehrere Diskutanten: „Von den Jungen wird gesagt, sie seien faul. Dabei handeln sie nur ökonomisch, wenn sie Forderungen stellen, von den Jungen gibt’s einfach zu wenige“, so Fehr. Und Marterbauer betont, dass Teilzeitbeschäftigte mehr arbeiten möchten: „Wir haben Teilzeitbeschäftigte, die im Schnitt 21 Stunden arbeiten, aber gerne 30 bis 35 Stunden arbeiten wollen“, so Marterbauer. Dazu komme, dass es Potenzial bei älteren Beschäftigten gibt, die aber oft aus gesundheitlichen Gründen aus dem Arbeitsleben hinausfallen: „Gesundheitsvorsorge ist der Schlüssel, damit Beschäftigte länger arbeiten können.“

Mobilität und Zuwanderung

Die Vertreter:innen der Industrie wiesen darauf hin, dass mehr Freizügigkeit am Arbeitsmarkt die Probleme deutlich entschärfen würde. „Wir brauchen Freiheit dabei, wie und von wo wir unsere Beschäftigten rekrutieren. Wir kümmern uns viel zu sehr um ein geschlossenes Österreich. Derzeit ist es sogar schwierig, gute Mitarbeiter aus dem Konzern von Mexiko nach Österreich zu holen“, erklärte Claudia Beermann, CFO beim Autozulieferer iSi Automotive.

Claudia Beermann, CFO des Autozulieferers iSi Automotive kritisierte ein „geschlossenes Österreich“. Links im Bild Markus Marterbauer, Arbeiterkammer Wien.

KI, Digitalisierung und Automatisierung

Markus Marterbauer von der Arbeiterkammer hielt fest: „Technologische Revolutionen haben uns immer reicher gemacht und mehr Beschäftigung gebracht.“ Diesem Befund stimmte Greiner-CEO Axel Kühner zu: „Wir werden Wohlstand gewinnen.“  Und er betonte die Bedeutung von Innovation: „Wir brauchen viel mehr Digitalisierung und Automatisierung, damit wir Arbeitsplätze in Österreich halten können. Aber wir brauchen auch die Beschäftigten, die mit dieser Digitalisierung und Automatisierung umgehen können.“ Abgesehen davon müssten allen Beschäftigten attraktive Rahmenbedingungen geboten werden, wobei das Homeoffice nicht unbedingt der ausschlaggebende Teil sei: Greiner ermögliche bis zu 80 Prozent Tätigkeit im Homeoffice, aber die Angestellten in Oberösterreich würden nur 15 Prozent in Anspruch nehmen, am Standort Wien liege der Homeoffice-Anteil bei 45 Prozent.

Markus Marterbauer, Chefökonom der Arbeiterkammer in Wien, hat keine Zukunftsängste: „Technologische Revolutionen haben uns immer reicher gemacht und mehr Beschäftigung gebracht.“

Gesunde Arbeitskultur

Wenn gute Arbeitsbedingungen angesprochen werden, so nimmt Silvia Geier, COO des Digital Health-Startups Instahelp, vor allem die Vorgesetzten in die Pflicht: „Führungskräfte sind gefragt, eine gesunde Arbeitskultur zu schaffen, um die Beschäftigten langfristig zu halten“, so Geier. Instahelp vermittelt psychologische Beratung online, insofern benötige man Arbeitskräfte in sogenannten Mangelberufen, so Geier: „Gute Psycholog:innen und Fachkräfte wie etwa Software Engineers sind sehr gefragt. Als Arbeitgeber müssen wir nicht nur eine Unternehmenskultur sicherstellen, die von Wertschätzung und Vertrauen geprägt ist, auch Flexibilität ist ein wichtiges Asset. Es gibt schließlich viele Beschäftigte, die zu unterschiedlichen Zeiten oder von zu Hause arbeiten wollen“. 

Silvia Geier, COO des Digital Health-Startups Instahelp, wies auf die Bedeutung einer gesunden Arbeitskultur hin, die auch Greiner-CEO Axel Kühner (links im Bild) betonte.

Entspanntes Networking

Im Anschluss an die Diskussion tauschten sich die rund 170 Gäste des Kunden-Events bei Flying Dinner aus. 

Irmtraud Königshofer, Interim Managerin der Management Factory, beim Networken.

Alle Fotos: © David Bohmann