Was unterscheidet eigentlich ein klassisches Vorstellungsgespräch von einem Kundeninterview im Interim Management? Alles – vor allem der Fokus, das Ziel und der Zeitrahmen. Während Unternehmen im Recruiting-Prozess langfristige Kandidat:innen suchen, erwarten Auftraggeber:innen im Interim Management eine sofortige Lösung. Wer hier mit den üblichen Bewerbungsmethoden auftritt, hat schon verloren. 

Der Elevator Pitch – Ihre Eintrittskarte ins Mandat 

Im Kundeninterview steht nicht zuerst im Vordergrund, wer Sie sind, sondern was Sie konkret lösen können. Der Schlüssel: Ein scharf formulierter Elevator Pitch. Binnen 2–3 Minuten müssen Sie das Vertrauen des Kunden gewinnen und klar machen, warum genau Sie die passende Antwort auf seine aktuelle Situation sind. 

Zielorientiert statt potenzialbasiert: Die andere Logik hinter Kundeninterviews

Während im klassischen Interview für eine Festanstellung der Fokus auf langfristiger Zusammenarbeit liegt, gelten im Kundeninterview für Interim Manager:innen völlig andere Prioritäten. 

In der Festanstellung geht es vor allem darum, das Potenzial einer Person einzuschätzen, ihre Soft Skills zu bewerten und herauszufinden, ob sie kulturell ins Unternehmen passt. Aspekte wie Teamfit, Unternehmenswerte und persönliche Weiterentwicklung stehen hier im Vordergrund. 

Im Gegensatz dazu zielt das Kundeninterview im Interim Management auf sofortige Problemlösung ab. Auftraggeber suchen keine langfristige Verstärkung, sondern jemanden, der kurzfristig einspringt und unmittelbar Wirkung zeigt. Gefragt sind hier in erster Linie konkrete Umsetzungskompetenz, relevante Erfahrung und nachweisbarer Impact. Die zentrale Frage des Kunden lautet: „Kann diese Person mein aktuelles Problem schnell und zuverlässig lösen?“ 

So bereiten sich Interim Manager:innen gezielt auf das Kundeninterview vor 

Eine gründliche Vorbereitung ist für Interim Führungskräfte essenziell, um im Kundeninterview zu überzeugen. Der erste Schritt besteht in einer fundierten Unternehmens- und Marktanalyse. Hierbei sollten Sie sich mit der Strategie, der organisatorischen Struktur sowie den aktuellen Herausforderungen des potenziellen Auftraggebers auseinandersetzen. Ebenso wichtig ist es, die Positionierung im Markt zu verstehen: Wer sind die Hauptwettbewerber, und in welchem Entwicklungsstadium befindet sich die Branche? 

Im zweiten Schritt sollten Sie sich mit den Interviewpartner:innen vertraut machen. Eine gezielte Recherche – zum Beispiel über LinkedIn – liefert wertvolle Hinweise zu deren beruflichem Hintergrund, Verantwortlichkeiten und möglichen Anknüpfungspunkten. Gemeinsame Erfahrungen oder ähnliche Karriereetappen können im Gespräch Vertrauen schaffen und eine persönliche Ebene herstellen. 

Auch das inhaltliche Verständnis des Mandats spielt eine zentrale Rolle. Interim Manager:innen sollten vor dem Gespräch klar erfassen, welche Ziele das Unternehmen mit dem Einsatz verfolgt, welche Maßnahmen bereits ergriffen wurden und wo es möglicherweise an Wirksamkeit fehlt. Ein klares Bild vom Kontext erleichtert es, im Gespräch konkrete Lösungsansätze anzubieten.  

Schließlich sollten eigene, gut vorbereitete Fragen nicht fehlen – sie demonstrieren echtes Interesse und strategisches Denken. Ein wirkungsvoller Einstieg könnte beispielsweise lauten: 
„Welche konkreten Ergebnisse wünschen Sie sich innerhalb der nächsten 90 Tage – und woran würden Sie den Erfolg dieses Interim-Einsatzes messen?“ 

Der Elevator Pitch: Präzision schlägt Lebenslauf 

Ein überzeugender Elevator Pitch ist keine bloße Zusammenfassung Ihres Lebenslaufs, sondern eine klar strukturierte Antwort auf die Frage: Warum sind genau Sie die Lösung für das aktuelle Problem dieses Kunden? Im Zentrum steht nicht der Rückblick auf Ihre Karriere, sondern der konkrete Nutzen, den Sie in der aktuellen Situation stiften können.

Ein wirkungsvoller Pitch folgt dabei einem einfachen, aber effektiven Aufbau: 

Zunächst zeigen Sie, dass Sie das Problem des Kunden verstanden haben: „Sie stehen vor der Herausforderung, dass Ihr Unternehmen aufgrund sinkender Umsätze und steigender Kosten in eine finanzielle Schieflage geraten ist. Die operativen Prozesse sind ineffizient, und es fehlt an konkreter Umsetzungskompetenz und Manpower, um das von ihnen konzipierte Turnaround-Programm umzusetzen.“ 

Dann fokussieren Sie Ihre relevante Erfahrung: „In meiner letzten Turnaround-Mission bei [Unternehmen XY] haben wir innerhalb von neun Monaten die Rentabilität wiederhergestellt, indem wir eine umfassende Kostenstruktur-Überprüfung durchgeführt und Personaleinsatz, Kalkulation und operative Prozesse optimiert haben. Das Unternehmen konnte sich nach dem Turnaround erfolgreich neu positionieren.“ 

Abschließend stellen Sie den individuellen Mehrwert heraus, den Sie bringen: „Ich bringe nicht nur tiefgehende Erfahrung in der Analyse von Geschäftsmodellen und der Umsetzung von Kostensenkungsmaßnahmen mit, sondern auch die Fähigkeit, in Krisenzeiten schnelle, effektive Entscheidungen zu treffen und das Management-Team auf Veränderungen einzuschwören, um das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs zu bringen – dabei behalte ich stets die langfristige strategische Ausrichtung im Blick.“  

Es gelten klare Spielregeln für einen überzeugenden Auftritt beim Kundeninterview: 

Do’s: 

  • Stellen Sie den Kundennutzen konsequent in den Mittelpunkt.  
  • Ihre Selbstpräsentation sollte strukturiert, lösungsorientiert und auf das konkrete Problem zugeschnitten sein.  
  • Nutzen Sie bewusst die Sprache des Kunden, um Vertrauen aufzubauen, und bereiten Sie sich gezielt auf mögliche Rückfragen vor.  
  • Ein souveränes, aber nicht überhebliches Auftreten unterstreicht Ihre Professionalität. 

Don’ts: 

  • Vermeiden Sie langatmige Monologe ohne klare Botschaft.  
  • Wenn der Fokus zu stark auf dem eigenen Werdegang liegt und nicht auf dem Mehrwert für den Kunden, verliert Ihre Präsentation an Wirkung.  
  • Spontane Improvisation statt durchdachter Vorbereitung wirkt schnell beliebig.  
  • Auch fehlende Rückfragen oder übermäßig technisches Detailwissen, das am Kern der Aufgabe vorbeigeht, können den Gesprächsverlauf negativ beeinflussen. 

Kurz gesagt: Wer seinen Pitch präzise, verständlich und mit klarem Mehrwert präsentiert, erhöht die Chancen auf ein erfolgreiches Mandat erheblich 

Fazit: Der erste Eindruck entscheidet – Nutzen Sie diese Chance 

Im Interim Management haben Sie keinen langen Anlauf. Der Pitch entscheidet – oft innerhalb der ersten fünf Minuten – darüber, ob Sie als „Problemlöser“ wahrgenommen werden. Ihre Aufgabe lautet: Nicht beeindrucken, sondern beruhigen! Wer dem Kunden das Gefühl vermittelt: „Mit dieser Person ist das Problem lösbar“, hat gewonnen. 

Für weiterführende Fragen steht Ihnen Annika Porsch, Leiterin des Talent Pools bei der Management Factory, jederzeit gerne zur Verfügung. Als Coach für unsere Interim Manager:innen bietet sie wertvolle Beratung und begleitet Sie mit ihrer Expertise auf Ihrem Weg zum erfolgreichen Kundeninterview.