Wie viele Interim Manager:innen gibt es in Österreich? Was ist das jährliche Honorarvolumen? Welche Interim-Funktionen werden besonders nachgefragt?
Es gibt hierzu in Österreich keine amtlichen Erhebungen oder Statistiken, sodass Interim Manager:innen und Provider auf Umfragen und qualifizierte Schätzungen zurückgreifen müssen. Unser Partner Christian Kniescheck hat sieben aktuelle Umfragen und Auswertungen für Sie miteinander verglichen:
- Umfrage des DÖIM – Dachorganisation Österreichisches Interim Management (Stand April 2025; 59 Interim Manager:innen)
- Erhebung von Maria Bühler / Bühler Management (Stand April 2025; 87 Interim Manager:innen, 30 Kunden)
- AIMP Marktstudie zum DACH-Raum (Umfrage aus Q1/2025; 550 Interim Manager:innen, 20 Provider und 70 Kunden)
- Heuse Marktstudie zum Interim Management im DACH-Raum (Umfrage aus Q1 2025; 619 Interim Manager:innen)
- INIMA Auswertung für Europa (Stand März 2025, wobei die Daten zu Österreich vom DÖIM beigestellt wurden)
- Erhebung der DDIM – Dachgesellschaft Deutsches Interim Management (Umfrage von Dezember 2024 bis Februar 2025; 720 Interim Manager:innen, 26 Provider)
- Meta-Analyse von Ralf H. Komor auf Basis von vier aktuellen Marktstudien (DDIM, Heuse Interim, AIMP und EO Executives)

Weil die Umfrageergebnisse stark voneinander abweichen und die Stichprobengrößen für Österreich klein sind, haben wir sie mit unseren eigenen Daten aus unserem Talentepool und unseren CRM-Daten abgeglichen (Stand Mai 2025).
Wie groß ist der österreichische Interim Management Markt?
In Österreich gibt es ca. 1.500 Interim Manager:innen, wobei nicht alle full time in diesem Bereich arbeiten, sondern viele beispielsweise auch in der Beratung tätig sind. Die Anzahl der Mandate liegt in Österreich pro Jahr zwischen 1.000 und 1.100 und das jährliche Honorarvolumen lag 2024 inkl. Providermarge bei ca. € 263 Millionen. Hier die wichtigsten Parameter zum österreichischen Interim Management Markt für 2024 in tabellarischer Form:
Anzahl Interim Manager:innen in Österreich … ca. 1.500
Interim Management Mandate in Österreich pro Jahr … 1.000 bis 1.100
Durchschnittlicher Tagsatz (ohne Providermarge) … € 1.275,-
Anteil der Mandate, die direkt vermittelt werden … 67 %
Anteil der Mandate über einen Provider … 33 %
Durchschnittlicher Aufschlag der Provider … 30 %
Durchschnittliche Dauer eines Mandats … 10,5 Monate
Durchschnittliches Honorarvolumen pro Mandat … ca. € 250.000,-
Durchschnittliche Auslastung Interim Manager:innen … 65 %
Größe des Interim Management Markts in Österreich … ca. € 263 Millionen
In Deutschland liegt die durchschnittliche Auslastung laut DDIM bei 86 %, in Österreich dagegen nur bei 65 %. Das deckt sich mit unseren Erfahrungen, denn viele Interim Manager:innen arbeiten zwischen Einsätzen auch als Berater:innen. Zudem ist das Angebot gestiegen: Seit Covid-19 haben sich viele erfahrene Führungskräfte für diesen Karriereweg entschieden.
Auffallend ist auch die relativ geringe Anzahl an Mandaten, die über Provider vermittelt werden. Während es in Deutschland bereits 50 % sind, ist der österreichische Markt hier noch weniger entwickelt. Auch ist die Überschaubarkeit des österreichischen Marktes wohl ein Grund dafür, dass zwei Drittel der Aufträge noch direkt zwischen Auftraggeber und Interim Manager:in vereinbart werden.
Der durchschnittliche Tagsatz von € 1.275,- (ohne Providermarge) ist etwas geringer als in Deutschland (laut DDIM € 1.326,- pro Tag), wobei die Tagessätze für Interim Manager:innen je nach Erfahrung und Funktion sehr stark divergieren. Interim Executives in den Bereichen Finance, General Management und Restructuring erzielen deutlich höhere Tagessätze als Interim-Fachspezialisten oder HR Manager:innen.
Der Markt bleibt stark fragmentiert, kein Provider hat mehr als fünf Prozent Marktanteil. Reine Online-Provider spielen in Österreich kaum eine Rolle: Sowohl Kunden als auch Interim Manager:innen bevorzugen persönliche Betreuung durch einen Partner des Providers, sowohl bei der Auswahl von Top-Manager:innen als auch während des laufenden Mandats.
Wie groß ist der österreichische Executive Interim Management Markt?
Die Königsdisziplin des Interim Managements ist der Bereich des Executive Interim Managements, d.h. C-Level Positionen mit oder ohne Organfunktion. Bezogen auf die Anzahl der Mandate macht dieser Bereich ca. 25 %, d.h. jährlich werden ca. 265 CEOs, CFOs, COOs, CTOs, CROs, CIOs, CHROs, Geschäftsführungs- und Vorstandspositionen mit Interim Manager:innen besetzt.
Da das durchschnittliche Honorar bei C-Levels pro Tag allerdings deutlich höher ist, macht das jährliche Honorarvolumen des österreichischen Executive Interim Management Marktes ca. € 93 Millionen aus. Marktführer ist im Executive Interim Management in Österreich die Management Factory – A Valtus Company.

Wenn 25 % des österreichischen Interim Management Marktes zum Executive Bereich gehörten, was sind die anderen 75 % ?
45 % entfallen auf Bereichs-, Abteilungs- und Teamleiter:innen (2., 3. und 4. Ebene), 20 % auf Programm- und Projektmanagement (Change, Transformation, Business Development, Grenze zur Beratung mitunter fließend) und 10 % entfallen auf Stab-, Experten- und Beratungsfunktionen.
Welche Funktionen werden in Österreich am stärksten nachgefragt?
Mit jeweils 30 % bzw. ca. 300 Mandaten werden in Österreich Positionen für „General Management“ (Geschäftsführer, Standort- und Programmleitung) und für den Finanzbereich (CFO, Head of Controlling, Rechnungswesen) am stärksten nachgefragt. Chief Restructuring Officer (CRO) sind mit ca. 75 Mandaten pro Jahr auch in diesen beiden Kategorien enthalten.
Mit jeweils 10 % bzw. ca. 100 Mandaten pro Jahr folgen Operations (inkl. SCM und Logistik), HR und IT. Die restlichen 10 % der Mandate entfallen in Österreich auf Bereiche wie Sales, Marketing, Qualitätsmanagement, Business Development und F&E.
Wie alt und wie erfahren sind Interim Manager:innen in Österreich?

Der Großteil der Interim Managerinnen und Manager in Österreich ist über 50 Jahre alt, da umfangreiche Lebens- und Führungserfahrung eine zentrale Voraussetzung für diese Tätigkeit ist. Da es bei High Potentials zunehmend einen Trend hin zum Berufsbild Interim Management gibt, interessieren sich aber zunehmend auch jüngere Führungskräfte für eine Karriere im Interim Management. Der Anteil weiblicher Interim Manager:innen liegt in Österreich unverändert bei ca. 16 %.
Welche Branchen greifen in Österreich am stärksten auf Interim Manager:innen zurück?
Am stärksten ist die Interim Management Nachfrage in Österreich im Maschinen- und Anlagenbau, gefolgt von der Automobil- und der Automobilzulieferindustrie. Auch Bauwesen, Chemie, Pharma, Telekommunikation, Elektrotechnik, Energieversorger, Papier- und Verpackung, Konsumgüterindustrie und Handel greifen regelmäßig auf Interim Manager:innen zurück.
Seltener sind Mandate im Tourismus und in der Unterhaltungsindustrie, im Banken- und Versicherungssektor, im Gesundheits- und Bildungsbereich, im Bergbau oder in der Land- bzw. Forstwirtschaft. Während Interim Management in der Privatwirtschaft zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist (Konzerne, KMUs, Familienbetrieb), ist der Einsatz von Interim Manager:innen im öffentlichen Sektor in Österreich weiterhin die Ausnahme.
Was ist der Ausblick für 2025?
Das Jahr ist 2025 ist in Österreich und überhaupt in ganz Europa gut angelaufen, d.h. wir erwarten für heuer wie auch die meisten Provider und Umfragen ein deutliches Marktwachstum. Treiber der Nachfrage nach Interim Manager:innen ist der hohe Bedarf an Restrukturierungen, Turnarounds und Transformationen. Auch die Nachfrage nach Programm- und Projektmanager:innen steigt, während der Markt für reine Vakanzüberbrückungen stabil bleiben dürfte.
Hingegen schwächelt der Markt für HR-Interim Manager:innen und auch die Nachfrage nach ESG-Manager:innen ist rückläufig. Bei diesen Themen kommt es verstärkt zu Teilzeitmandaten und projektorientierten Einsätzen. Hingegen wird die Nachfrage nach Interim Führungskräften im Bereich Mergers & Acquisitions (M&A) in Österreich im Jahr 2025 voraussichtlich steigen, insbesondere im Kontext von strategischen Transaktionen, Post-Merger-Integrationen und distressed M&A.