Fortbestehensprognosen beinhalten neben dem Blick zurück (Jahresabschlüsse und Verlustursachen) immer auch den Blick in die Glaskugel: Wie entwickelt sich der Absatz in den nächsten Jahren? Christian Kniescheck, Partner der Management Factory, empfiehlt den Blick auf den Consumer Confidence Indicator. Dieser wird monatlich von der European Commission und der Oesterreichische Nationalbank veröffentlicht.

Einer unserer Kunden zeigte uns vor kurzem diesen Index auf https://www.oenb.at/en/Statistics/Standardized-Tables/International-Comparisons/Economic-Indicators/Consumer-Confidence-Indicator.html

Wir waren baff: Das Verbraucher:innenvertrauen ist in Europa seit Monaten deutlich geringer als währende der Covid-19 Jahre! Und während das Konsumklima in Deutschland schon wieder steigt, ist das Niveau in Österreich seit Monaten mit Werten von -24 und -25 auf einem historischen Tiefststand!

Nice to know und Statistik ohne Relevanz? Weit gefehlt! Seit Jahresbeginn gibt es in Österreich geradezu eine Renaissance an Fortbestehensprognosen. Während in den Covid-19 Jahren aufgrund der großzügigen öffentlichen Mittel nur wenige Unternehmen in Liquiditätsschwierigkeiten gerieten, so klingelt bei uns und den Experten von ReTurn-Forum für Restrukturierung und Turnaround Management seit Monaten regelmäßig das Telefon. Zahlreiche große Sanierungen stehen an.

In der Fortbestehensprognose zeigt die Markt- und Mitbewerberanalyse, wie sich Markt und Marktanteile in der Vergangenheit entwickelt haben. Der Consumer Confidence Index kann im Handel bei der Identifikation der Verlustursachen helfen (sofern die Verlustursachen externe Gründe haben), vor allem aber zur Plausibilisierung der Nachfrageentwicklung in den kommenden Monaten.

Konkretes Beispiel: Ein Großhändler profitierte in den Corona-Jahren von der starken Nachfrage nach Produkten in den Bereichen Freizeit, Sport und Mobilität. Da die Ware damals im DACH Raum knapp war (globale Verwerfung der Lieferketten) orderten alle Einzelhändler und Großhändler auf Teufel komm raus Ware in Fernost. Die Produkte trafen dann genau in dem Quartal in Europa ein, als Russland die Ukraine überfiel. In Zusammenhang mit den steigenden Energiepreisen führte dies zu einem Absturz des Consumer Confidence Indicators. Da die Läger der Einzelhändler:innen voll waren, blieb auch der Großhandel auf der Ware sitzen. Über die Entwicklung der Sell-In / Sell-Out Zahlen kann hochgerechnet werden, wie lange die aktuelle Flaute im Großhandel noch andauern wird. Da das Verbraucher:innenvertrauen aktuell sehr gering ist, rechnen wir von der Management Factory in diesem konkreten Fall erst mit Ende Q1 2024 mit einer Erholung beim Großhandel, d.h. Erreichen des Vor-Corona-Niveaus. Dementsprechend ist der Plan zur Sicherstellung ausreichender Liquidität zu gestalten.